(neu: Schlusskurs des Athex Composite)

    ATHEN (dpa-AFX) - Mit einem massiven Kurssturz hat die griechische
Börse nach gut einem Monat Zwangspause ihren Handel wieder aufgenommen.
Börsenmakler sprachen von einem schwarzen Montag. Der Leitindex Athex
Composite brach um 16,23 Prozent auf 668,06 Punkte ein. Am Morgen war es
allerdings noch um 23 Prozent bergab gegangen. 

    Die meisten Experten hatten die dramatische Reaktion allerdings
erwartet. "Die Börse (...) wird Druck bekommen. Das gilt auch für die
Banken angesichts der Tatsache, dass sie rekapitalisiert werden sollen",
sagte der Präsident des Kapitalmarkt-Komitees, Kostas Botopoulos.

    Die Regierung hatte die Athener Börse nach der Zuspitzung der
Griechenland-Krise vor fünf Wochen geschlossen, um noch schlimmere
Turbulenzen zu vermeiden. Es war die längste Handelsaussetzung seit den
1970er Jahren. Zuletzt war in Athen am 26. Juni gehandelt worden. 

BANKEN LEIDEN BESONDERS

    "Die Börse zeigt, was wir Anleger von der Wirtschaftslage halten",
sagte ein altgedienter Börsenmakler. Eine Umfrage des
Forschungsunternehmens Markit vom Montag schlug in die gleiche Kerbe:
Die Stimmung in den griechischen Industrieunternehmen war demnach im
Juli so schlecht wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr
1999.

    Sogar Unternehmen wie die Elektrizitätsgesellschaft DEI und das
Glücksspielunternehmen Opap nahmen schweren Schaden an der Börse. Der
Handel mit Aktien von drei Banken musste ausgesetzt werden, nachdem
diese besonders hohe Verluste erlitten hatten.

    Andere Börsenmakler sagten, es sei völlig normal, dass die Börse
so reagiere: "Klar war das ein schwarzer Montag, es musste aber ein
Anfang gemacht werden, der uns irgendwann zurück zur Normalität
führt."

WEITERHIN EINSCHRÄNKUNGEN

    Für Transaktionen an der griechischen Börse gelten
Einschränkungen: Anleger, die ihr Geld bei griechischen Banken haben,
können bis auf weiteres nur dann Aktien kaufen, wenn sie dafür
Geldmittel aus dem Ausland verwenden oder Bargeld anlegen, sagte der
Präsident des Kapitalmarkt-Komitees, Botopoulos. 

    Die Schließung der Athener Börse war als Teil der
Kapitalverkehrskontrollen beschlossen worden, die am 29. Juni verhängt
worden waren, damit die griechischen Banken nicht zusammenbrechen. Die
Griechen hatten in den vergangenen Monaten aus Angst vor einem
Zusammenbruch der Banken mehrere Milliarden Euro von ihren Konten
abgehoben.

NEUES HILFSPAKET

    Griechenland verhandelt zurzeit mit den Gläubigern über ein neues
Hilfspaket in Höhe von bis zu 86 Milliarden Euro. Viel Zeit hat Athen
nicht. Am 20. August muss Griechenland 3,2 Milliarden Euro an die
Europäische Zentralbank zahlen. Der EU-Währungskommissar Pierre
Moscovici sagte der Athener Zeitung "Ethnos" dazu: "Wenn alle ihre
Verpflichtungen vom 12. Juli (Eurogipfel) erfüllen, dann könnte es zu
einer Einigung kommen." Die Gläubiger fordern die Abschaffung von
Steuererleichterungen für Bauern, die Erhöhung des Rentenalters, die
Einschränkung von Streiks durch neue Gesetze und die Liberalisierung
des Arbeitsmarktes.

    In Griechenland litten am Montag nicht nur die Anleger. Die
Kassenärzte behandelten Patienten nur noch gegen Bargeld. Der Staat
bezahlt sie nach Angaben ihres Verbandes seit Februar nicht mehr. Die
Proteste der Ärzte sollten bis Freitag weitergehen. Und wer mit der
Bahn reisen wollte, musste erhebliche Verspätungen in Kauf nehmen. Die
griechische Eisenbahner legten am Montag die Arbeit für mehrere Stunden
nieder. Sie protestierten damit gegen geplante
Privatisierungen./tt/DP/tos/das/stb/mis/he