WASHINGTON/NEW YORK (dpa-AFX) - Eines der größten Desaster der
amerikanischen Wirtschaftsgeschichte soll sich am Ende als
Erfolgsgeschichte entpuppen: Die US-Regierung geht davon aus, dass sie
ihre milliardenschweren Hilfen für den gestrauchelten
Versicherungskonzern American International Group (AIG) 
 komplett zurückerhält und sogar noch Geld verdient.

    "Die US-Regierung erwartet, einen Gewinn aus ihren Krediten und
Investitionen zu ziehen", teilte das Finanzministerium am Montag in
Washington mit und rechnete vor, wie dies geschehen soll. Vor allem aus
dem geplanten Verkauf der Aktienmehrheit erwartet sich der Staat ein
hübsches Sümmchen. Darüber hinaus sind in speziellen
Investmentvehikeln weitere Vermögenswerte der AIG geparkt.

    Von einst 182 Milliarden Dollar schuldet AIG dem Steuerzahler laut
der Mitteilung noch 120,6 Milliarden Dollar. "Wir haben dem
amerikanischen Steuerzahler versprochen, ihm das Geld zurückzuzahlen",
sagte Konzernchef Robert "Ben" Benmosche. Verkäufe von Sparten haben
bereits Dutzende Milliarden Dollar in die Kasse gespült. Zuletzt hatte
AIG am Freitag seine Asientochter AIA an die Börse gebracht.

    Bis zum März kommenden Jahres will das AIG-Management den Konzern
so weit umgebaut haben, dass der Staat seine Aktien unters Volk bringen
kann. So bezahlt AIG seine rund 20 Milliarden Dollar Schulden bei der
Notenbank Fed und nimmt ausgelagerte Beteiligungen zurück. Am Ende wird
der Staat nach derzeitigen Plänen 1,66 Milliarden AIG-Aktien halten
oder 92,1 Prozent am Unternehmen. Nach aktuellem Kurs wäre alleine
dieses Paket 69,5 Milliarden Dollar wert.

    Die Rechnung des Finanzministeriums ist allerdings noch mit sehr
vielen Unwägbarkeiten behaftet. Neben der Entwicklung des Aktienkurses
und der Investmentvehikel herrscht derzeit auch Sorge um AIG-Sanierer
Benmosche - er ist an Krebs erkrankt, will aber vorerst an der Spitze
des Unternehmens bleiben. Der einst weltgrößte Versicherer hatte sich
mit komplizierten Finanzkonstrukten am US-Häusermarkt verspekuliert und
wäre ohne das Eingreifen des Staates pleitegegangen./das/DP/he